Adventskalender, Adventssprüche für jeden Tag

Klassische Weihnachtsgedichte

Schöne besinnliche - bekannte und unbekannte - kurze und lange

Wunderschöne Reime und Verse zur Advents- Weihnachts- und Neujahrszeit. Bekannte und unbekannte Weihnachtsgedichte von klassischen berühmten Dichtern wie Rilke, Bonhoeffer, Goethe, Rückert oder Ringelnatz und viele mehr. Sowie besinnliche Gedichte von wenger bekannten Autoren.

> Rilke Weihnachtsgedichte - Advent, Advent ein Lichtlein brennt

Vom Christkind

Denkt euch, ich habe das Christkind gesehen!
Es kam aus dem Walde,
das Mützchen voll Schnee,
mit rotgefrorenem Näschen.
Die kleinen Hände taten ihm weh,
denn es trug einen Sack, der war gar schwer,
schleppte und polterte hinter ihm her.

Was drin war, möchtet ihr wissen?
Ihre Naseweise,ihr Schelmenpack –
denkt ihr, er wäre offen der Sack?
Zugebunden bis oben hin!
Doch war gewiss etwas Schönes drin!
Es roch so nach Äpfeln und Nüssen!

(Anna Ritter, 1865-1921, deutsche Schriftstellerin, Dichterin)



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Bild-Text:

Wenn auch die Freude eilig ist, so geht doch vor ihr eine lange Hoffnung her, und ihr folgt eine längere Erinnerung nach.

(Jean Paul, 1763-1825)

Im goldenen Licht

Zuweilen wirft die Sonne selt'ne Strahlen,
Dass fremder Glanz auf allen Dingen ruht:
Vergoldet sind des ärmsten Schiffleins Masten,
Und eine güld'ne Fracht sind seine Lasten,
Ein Strom von Gold ist die bewegte Flut.

Und manchmal bricht ein Schein aus meiner Seele,
Der solchen Glanz um alle Dinge spinnt -
Geheimnisvolle Kräfte leise weben
Ein Goldgespinst um jegliches Erleben:
Im goldnen Licht des Lebens Welle rinnt.

(Ella Hruschka, 1851-1912, österreichsische Schriftstellerin)

S P R U C H
Die Lampe der Hoffnung ist nicht davon abhängig, dass ihr von außen Öl zugeführt wird. Ihr Licht wir durch die Gnade Gottes gespeist.

(Charles Haddon Spurgeon, 1834-1892)

Weihnachten

Liebeläutend zieht durch Kerzenhelle,
mild, wie Wälderduft, die Weihnachtszeit,
und ein schlichtes Glück streut auf die Schwelle
schöne Blumen der Vergangenheit.

Hand schmiegt sich an Hand im engen Kreise,
und das alte Lied von Gott und Christ
bebt durch Seelen und verkündet leise,
daß die kleinste Welt die grösste ist.

(Joachim Ringelnatz, 1883-1934, deutscher Schriftsteller)

S P R U C H
Ich werde Weihnachten in meinem Herzen ehren und versuchen, es das ganze Jahr hindurch aufzuheben.

(Charles Dickens, 1812-1870)

Advent, Advent

Advent, Advent,
ein Lichtlein brennt.
Erst eins, dann zwei,
dann drei, dann vier,
dann steht das Christkind vor der Tür.

(Autor unbekannt, volkstümlich)

> Advent Advent ein Lichtlein brennt


Weihnachtsschmuck in lila

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Bild-Text:

Mir klingt ein Lied aus Ohren
Uralter Zaubernacht:
Es ward das Licht geboren!
Es schwand die längste Nacht.

(Ernst Rauscher, 1834-1919, österr. Schriftsteller)



Das Männlein in der Gans

Das Männlein ging spazieren einmal
Auf dem Dach, ei seht doch!
Das Männlein ist hurtig, das Dach ist schmal,
Gib acht, es fällt noch.
Eh' sich's versieht, fällt's vom Dach herunter
Und bricht den Hals nicht, das ist ein Wunder.

Unter dem Dach steht ein Wasserzuber,
Hineinfällt's nicht schlecht;
Da wird es naß über und über,
Ei, das geschieht ihm recht.
Da kommt die Gans gelaufen,
Die wird's Männlein saufen.

Die Gans hat's Männlein 'nuntergeschluckt,
Sie hat einen guten Magen;
Aber das Männlein hat sie doch gedruckt,
Das wollt' ich sagen.
Da schreit die Gans ganz jämmerlich;
Das ist der Köchin ärgerlich.

Die Köchin wetzt das Messer,
Sonst schneidt's ja nicht:
Die Gans schreit so, es ist nicht besser,
Als daß man sie sticht;
Wir wollen sie nehmen und schlachten
Zum Braten auf Weihnachten.

Sie rupft die Gans und nimmt sie aus
Und brät sie,
Aber das Männlein darf nicht 'raus,
Versteht sich.
Die Gans wird eben gebraten;
Was kann's dem Männlein schaden?

Weihnachten kommt die Gans auf den Tisch
Im Pfännlein;
Der Vater thut sie 'raus und zerschneid't sie frisch.
Und das Männlein?
Wie die Gans ist zerschnitten,
Kriecht's Männlein aus der Mitten.

Da springt der Vater vom Tisch auf,
Da wird der Stuhl leer;
Da setzt das Männlein sich drauf
Und macht sich über die Gans her.
Es sagt: »Du hast mich gefressen,
Jetzt will ich dafür dich essen.«

Da ißt das Männlein gewaltig drauf los,
Als wären's seiner sieben;
Da essen wir alle dem Männlein zum Trotz,
Da ist nichts übergeblieben
Von der ganzen Gans, als ein Tätzlein,
Das kriegen dort hinten die Kätzlein.

Nichts kriegt die Maus,
Das Märlein ist aus.
Was ist denn das?
Ein Weihnachts-Spaß;
Aufs Neujahr lernst
Du, was?
Den Ernst.

(Friedrich Rückert, 1788-1855, deutscher Dichter)


Weihnachtsschmuck in violett

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Bild-Text:

Geht so mit den Menschen um, wie ihr selbst
behandelt werden möchtet. Denn darin besteht
das ganze Gesetz und die Propheten.

(Matthäus 7.12)



Knecht Ruprecht

Von drauss’ vom Walde komm ich her;
Ich muss euch sagen, es weihnachtet sehr!
Allüberall auf den Tannenspitzen
Sah ich goldene Lichtlein sitzen;
Und droben aus dem Himmelstor
Sah mit grossen Augen das Christkind hervor,
Und wie ich so strolcht’ durch den finstern Tann,
Da rief’s mich mit heller Stimme an:

„Knecht Ruprecht“, rief es, "alter Gesell,
Hebe die Beine und spute dich schnell!
Die Kerzen fangen zu brennen an,
Das Himmelstor ist aufgetan,
Alt’ und Junge sollen nun
Von der Jagd des Lebens einmal ruhn;
Und morgen flieg’ ich hinab zur Erden,
Denn es soll wieder Weihnachten werden!

Ich sprach: „O lieber Herr Christ,
Meine Reise fast zu Ende ist;
Ich soll nur noch in diese Stadt,
Wo’s eitel gute Kinder hat.“ -

„Hast denn das Säcklein auch bei dir?“

Ich sprach: „Das Säcklein das ist hier:
Denn Äpfel, Nuss und Mandelkern
Fressen fromme Kinder gern.“ -

„Hast denn die Rute auch bei dir?“

Ich sprach: „Die Rute, die ist hier:
Doch für die Kinder nur, die schlechten,
Die trifft sie auf den Teil den rechten.“

Christkindlein sprach:„So ist es recht;
So geh mit Gott, mein treuer Knecht!“

Von drauss’ vom Walde komm ich her;
Ich muss euch sagen, es weihnachtet sehr!
Nun sprecht, wie ich’s hier innen find’!
Sind’s gute Kind’, sind’s böse Kind’?

(Theodor Storm, 1817-1888, deutscher Schriftsteller)

Entstehung 1882, Erscheinung 1889.

S P R U C H -ZITAT
Wie sich die Knospen des Barbarazweiges bis Weihnachten öffnen, so soll sich auch der Mensch dem kommenden Licht auftun.

(Johann Georg Fischer, 1816-1897)

Von guten Mächten

Von guten Mächten wunderbar geborgen,
erwarten wir getrost, was kommen mag.
Gott ist bei uns am Abend und am Morgen
und ganz gewiss an jedem neuen Tag.

(Dietrich Bonhoeffer, 1906-1945, deutscher Theologe)

Weihnachtslied

Nun bricht die heil'ge Nacht herein
Mit Glockenklang und Kerzenschein,
Und jedem grünen Tannenbaum
Entstrahlt ein lichter Märchentraum.

Wie ziehst du still in meine Brust,
O wundersel'ge Weihnachtslust!
Vor meinen Blicken wird es weit –
Und lächelnd winkt die Jugendzeit.

Sie naht mit leisem Feentritt, –
Ach, alle Wonnen bringt sie mit;
Des Lebens Sorge, Gram und Weh'
Versank in des Vergessens See.

O läutet, Glocken, läutet hell!
Verlöscht! ihr Kerzen, nicht zu schnell!
Im Osten blinkt der Morgenstern:
Sei mir gegrüsst, du Tag des Herrn!

(Friedrich Dannemann, Lebensdaten unbekannt, deutscher Schriftsteller des 19. / 20. Jahrhunderts)



Am heil'gen Christtagabend

Am heil'gen Christtagabend
Den Kindern man beschert,
Da ist denn eitel Freude
An Wägelchen und Pferd.

Am heil'gen Christtagabend,
Obgleich ich längst kein Kind,
Hat man mir auch bescheret,
Gut wie die Menschen sind.

Man gab mir einen Kummer,
Man gab mir eine Qual,
Die tief am Leben naget,
Das längst schon geht zu Tal.

Man gab' mir die Gewißheit,
Mein Streben sei verkannt,
Und ich ein armer Fremdling
In meinem Vaterland.

Man hat beim nah'nden Winter
Genommen mir das Nest,
Und hieß mich weiter wandern
Für meines Lebens Rest.

Doch ist's der Lauf der Zeiten;
Ein Trost nur stellt sich dar:
Bin ich auch nichts geworden,
Ich blieb doch, der ich war.

(Franz Grillparzer, 1791-1872, österreichischer Schriftsteller)

Zur heiligen Weihnacht

Es strebte aus der Nacht des Lebens
Die Menschheit stets nach Glück und Licht,
Doch suchte sie den Weg vergebens
Jahrtausende und fand ihn nicht.

Da liess den Friedensgruss erschallen
Durch Engelsmund das Christuskind,
Es bot den wahren Frieden allen,
Die eines guten Willens sind.

Es nahm auf sich der Menschheit Bürde
Und gab des reinen Herzens Glück,
Es gab dem Weibe seine Würde,
Dem Sklaven gab es sie zurück.

O, lasst uns dieses Kindlein preisen,
Das uns versöhnte mit dem Grab,
Das uns das grosse Ziel der Weisen,
Den Frieden und die Wahrheit, gab.

Ihr Mütter, eilt im Geist zur Krippe,
In der das Kindlein Jesu lag,
Und betet nicht bloss mit der Lippe,
Nein, mit dem Herzen betet nach:

"O Jesu, segne mein Bestreben
Für meine Kinder, dass ich sie,
Die Du für Dich mir hast gegeben,
Für Deinen Himmel auch erzieh’!

Lass mich sie lehren, Dir zu dienen,
Steh Du mir auch, Maria, bei,
Damit ein jedes unter ihnen
Dem Kinde Jesu ähnlich sei!"

Heil euch, ihr Mütter, Heil am Tage
Der Rechenschaft, wenn jede dann
Auf ihres Richters ernste Frage
Mit frohem Herzen sagen kann:

"Die Kinder, Herr, die ich geboren,
Ich führte sie zum Heil, zum Glück,
Ich habe keines Dir verloren,
Ich geb’ sie Dir, mein Gott, zurück!"

(Adolf Kolping, 1813-1865, deutscher Priester)

Lieber guter Weihnachtsmann

Lieber, guter Weihnachtsmann,
zieh die langen Stiefel an,
kämme deinen weissen Bart,
mach' dich auf die Weihnachtsfahrt.

Komm' doch auch in unser Haus,
packe die Geschenke aus.
Ach, erst das Sprüchlein wolltest du?
Ja, ich kann es, hör mal zu:

Lieber, guter Weihnachtsmann,
guck mich nicht so böse an.
Stecke deine Rute ein,
will auch immer artig sein!

(Autor unbekannt)

S P R U C H kurz
Weihnachten ist die große Zeit des Zuviel.

(James Henry Leigh Hunt, 1784-1859)

Die hohen Tannen atmen

Die hohen Tannen atmen heiser
im Winterschnee, und bauschiger
schmiegt sich sein Glanz um alle Reiser.
Die weissen Wege werden leiser,
die trauten Stuben lauschiger.

Da singt die Uhr, die Kinder zittern:
Im grünen Ofen kracht ein Scheit
und stürzt in lichten Lohgewittern, -
und draussen wächst im Flockenflittern
der weisse Tag zur Ewigkeit.

(Rainer Maria Rilke, 1875-1926, deutsch-österr. Dichter)



G E D A N K E N über GOTT und die LIEBE
Wir sind fast allezeit Kinder; wir wechseln in allen Altern mit unserm Zeitvertreibe, und unsern Puppen; alles bekömmt allmählig ein ebenmäßiges Verhältnis mit unserer Fähigkeit: aber am Ende, wenn man es untersuchet, beschäftigt man sich bloss mit Kleinigkeiten und eine jede Zeit, ein jedes Alter, lachet über die Kleinigkeiten, die man eben aufgegeben hat, ob gleich die Beschäftigung, welche darauf folgt, gar nicht ernsthafter ist.

(Christina von Schweden, 1629-1689)

Weihnachtsidylle

Aus Rauhreif ragt ein Gartenhaus,
das schaut so schmuck, so freundlich aus.
Am blanken Giebel schmiegt sich hold
der Wintersonne Abendgold.
Eiszapfen, Scheiben in rotem Glanz,
die Fenster umrahmt von Waldmooskranz.
Blattgrün, Gelbkrokus, ein rosiger Bube
lächeln aus frühlingswarmer Stube.
Kanarienvogel schmettert so hell;
Kinderlachen und Hundegebell.
Klein Hansemann und Ami spielen
Wolfsjagd, sie balgen sich auf den Dielen.
Die Mutter ging holen den Weihnachtsmann,
der klopft an die Türe brummend an.
Und sieh! Vermummt, ein bärtiger Greis.
Ein Sack voll Nüsse, ein Tannenreis.
"Seid ihr auch artig?" - Stumm nicken die Kleinen
und reichen die Patschhand; eins möchte weinen.
Da prasseln die Nüsse, das gibt ein Haschen!
Der süsse Hagel füllt die Taschen - -
Fort ist der Mann. Mit Lampenschein
tritt nun die liebe Mutter herein.
Gejubel: "Der Weihnachtsmann war da!
O, Nüsse hat er gebracht, Mama!"
Den grossen Tisch umringt ein Schwatzen,
Schalenknacken, behaglich Schmatzen.
Die Mutter klatscht in die Hände und zieht
die Spieluhr auf: "Nun singt ein Lied!"
"Ihr Kinderlein kommet, o kommet doch all,
zur Krippe her kommet in Bethlehems Stall!"
Fromm tönt’s in die frostige Nacht hinaus.
Ein Stern steht selig über dem Haus. -

(Bruno Wille, 1860-1928, deutscher Prediger, Schriftsteller, Journalist)


Strasse mit Schnee

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Bild-Text:

Du wirst umso mehr etwas sein, je weniger du in allem sein willst.

(Johannes vom Kreuz, 1542-1591)

Alles still

Alles still! Es tanzt den Reigen
Mondenstrahl in Wald und Flur,
Und darüber thront das Schweigen
Und der Winterhimmel nur.

Alles still! Vergeblich lauschet
Man der Krähe heisrem Schrei.
Keiner Fichte Wipfel rauschet,
Und kein Bächlein summt vorbei.

Alles still! Die Dorfeshütten
Sind wie Gräber anzusehn,
Die, von Schnee bedeckt, inmitten
Eines weiten Friedhofs stehn.

Alles still! Nichts hör ich klopfen
Als mein Herze durch die Nacht -
Heiße Tränen niedertropfen
Auf die kalte Winterpracht.

(Theodor Fontane, 1819-1898, deutscher Schriftsteller)



S P R U C H - ZITAT
Man kann weder lieben noch ehren, was man nicht hochachtet.

(Christina von Schweden, 1629-1689)

Das Wunder der heiligen Nacht

Weihnachten ist das grosse Wunder
der vergebenden Gnade Gottes
den verlorenen Leuten bietet er ewiges Leben.
Das ist das Wunder der Heiligen Weihnacht,
dass ein hilfloses Kind unser aller Helfer wird.
Das ist das Wunder der Heiligen Nacht,
dass in die Dunkelheit der Erde die helle Sonne scheint.
Das ist das Wunder der Heiligen Nacht,
dass traurige Leute ganz fröhlich werden können.
Das ist das Wunder der Heiligen Nacht:
Das Kind nimmt unser Leben in seine Hände,
um es niemals wieder loszulassen.

(Friedrich von Bodelschwingh, 1831-1910, deutscher Pastor, Theologe)

S P R U C H
Es ist eine gar strebsame, bildungshungrige Zeit vom zehnten Lebensmonat hinweg. Da ist's über einem freundlichen Kinde alle Tage wie über der Erde an jedem schönen Frühlingsmorgen. Neue Herrlichkeit hat sich entfaltet, es ist ein anderes geworden und doch das Gleiche geblieben, denn die Freude ist über Nacht neu geworden, hat neue Pracht entdeckt, über Nacht erblüht.

(Jeremias Gotthelf, 1797-1854)

Du stets noch Anfang uns und End und Mitte

Auf deine Bahn hienieden · Herr der Wende ·
Dringt unser Preis hinan zu deinem Sterne.
Damals lag weites Dunkel überm Land
Der Tempel wankte und des Innern Flamme
Schlug nicht mehr hoch uns noch von andrem Fiebern
Erschlafft als dem der Väter: nach der Heitren
Der Starken Leichten unerreichten thronen
Wo bestes Blut uns sog die Sucht der Ferne ...
Da kamst du Spross aus unsrem eignen Stamm
Schön wie kein Bild und greifbar wie kein Traum
Im nackten Glanz des Gottes uns entgegen:
Da troff Erfüllung aus geweihten Händen
Da ward es Licht und alles Sehnen schwieg.

(Stefan George, 1868-1933, deutscher Lyriker)

S P R U C H kurz
Bei jedem Menschen, dem man begegnet, fängt das Leben neu an.

(Hermann Horn, 1874-1928)

Wie wird unser Himmel sich gestalten

Wie wird unser Himmel sich gestalten?
Was wird unsre Seligkeit enthalten?
Nichts von allem, was wir heute lieben,
Das ist endlos weit zurückgeblieben.
Heisse Lust bringt immer heisses Leid,
Schmerzlos Sein allein ist Seligkeit.

(Peter Rosegger, 1843-1918, österreichischer Schriftsteller und Poet)

S P R U C H
Freuden, die man andern macht, strahlen auf uns zurück.

(Anna Ritter, 1865-1921)

Morgen kommt der Weihnachtsmann

Morgen kommt der Weihnachtsmann,
Kommt mit seinen Gaben.
Trommel, Pfeifen und Gewehr,
Fahn' und Säbel, und noch mehr,
Ja, ein ganzes Kriegsheer
Möcht' ich gerne haben!

Bring' uns, lieber Weihnachtsmann,
Bring' auch morgen, bringe
Musketier und Grenadier,
Zottelbär und Pantherthier,
Ross und Esel, Schaf und Stier,
Lauter schöne Dinge!

Doch du weisst ja unsern Wunsch,
Kennst ja unsre Herzen.
Kinder, Vater und Mama,
Auch sogar der Grosspapa,
Alle, alle sind wir da,
Warten dein mit Schmerzen.

(A.H. Hoffmann von Fallersleben, 1798-1874, deutscher Dichter)

S P R U C H kurz
Ein gutes Gewissen ist ein ständiges Weihnachten.

(Benjamin Franklin, 1706-1790)

Die Glocken

Ich hörte euer sonder Geläute
Es weckte in mir eine sondere Freude
Es schienen darin bekannte Stimmen
Wunderbar ineinander zu schwimmen.

Als ich schwach war da liess euer Klingen
Vor Reue des Herzens Saiten zerspringen
Und alle Stärke es von mir trug
In der Frage: klingt Wahrheit ihr oder Trug?

Nun fürcht ich euren Schall nicht mehr ..
Nur weiter nur weiter! es regt mich nicht sehr.
Ich höre nichts aus euren Tönen
Als hoffen vergessen versöhnen.

(Stefan George, 1868-1933, deutscher Lyriker)

Wenn keiner mehr an Wunder glaubt

Am heilgen Christtagabend
Den Kindern man beschert,
Da ist denn eitel Freude
An Wägelchen und Pferd.
Am heilgen Christtagabend,
Obgleich ich längst kein Kind,
Hat man mir auch bescheret,
Gut, wie die Menschen sind.
Man gab mir einen Kummer,
Man gab mir eine Qual,
Die tief am Leben naget,
Das längst schon geht zu Tal.
Man gab mir die Gewissheit,
Mein Streben sei verkannt,
Und ich ein armer Fremdling
In meinem Vaterland,
Man hat beim nahnden Winter
Genommen mir das Nest
Und hiess mich weiter wandern
Für meines Lebens Rest.
Doch ists der Lauf der Zeiten,
Ein Trost nur stellt sich dar:
Bin ich auch nichts geworden,
Ich blieb doch der ich war.

(Franz Grillparzer, 1791-1872, österreichischer Schriftsteller)

Der Weihnachtsbaum

Von allen den Bäumen jung und alt,
Von allen den Bäumen gross und klein,
Von allen in unserm ganzen Wald,
Was mag doch der allerschönste sein?
Der schönste von allen weit und breit
Das ist doch allein, wer zweifelt dran?
Der Baum, der da grünet allezeit,
Den heute mir bringt der Weihnachtsmann. -

Wenn Alles schon schläft in stiller Nacht,
Dann holet er ihn bei Sternenschein
Und schlüpfet, eh' einer sich's gedacht,
Gar heimlich damit ins Haus hinein.
Dann schmückt er mit Lichtern jeden Zweig,
Hängt Kuchen und Nüss' und Äpfel dran:
So macht er uns Alle freudenreich,
Der liebe, der gute Weihnachtsmann.

(A.H. Hoffmann von Fallersleben, 1798-1874, deutscher Dichter)

Weihnachtslied

Mir klingt ein Lied in Ohren
Aus uralt heil'ger Nacht:
Ein Kindlein ward geboren,
Das hat uns Heil gebracht!

Trüb durch den Nebel flimmern
Die Sterne allzumal -
Doch hell und heller schimmern
Die Lichter d'rin im Saal.

Da quillt und wogt entgegen -
- Wenn silbern die Glocke ruft -
Wie aus des Wald's Gehegen
Lebendig warmer Duft.

Da grünt zu holdem Troste
Des Lebens Unterpfand -
Ob auch im Todesfroste
Erstarrt das ganze Land.

Da wandelt ein Beglücken
Von Hand zu Hand, da sprüht
Ein strahlendes Entzücken
Im Auge und Gemüt!

Ja! dem Beglückungstriebe,
O schöne Weihnachtszeit,
Hat dich die ew'ge Liebe
Zu allererst geweiht!

Mir klingt ein Lied in Ohren
Uralter Zaubermacht:
Es ward das Licht geboren!
Es schwand die längste Nacht!

(Ernst Rauscher, 1834-1919, österreichischer Schriftsteller)



Weihnachten

Zwar ist das Jahr an Festen reich,
Doch ist kein Fest dem Feste gleich,
Worauf wir Kinder Jahr aus Jahr ein
Stets harren in süsser Lust und Pein.

O schöne, herrliche Weihnachtszeit,
Was bringst du Lust und Fröhlichkeit!
Wenn der heilige Christ in jedem Haus
Teilt seine lieben Gaben aus.

Und ist das Häuschen noch so klein,
So kommt der heilige Christ hinein,
Und Alle sind ihm lieb wie die Seinen,
Die Armen und Reichen, die Grossen und Kleinen.

Der heilige Christ an Alle denkt,
Ein Jedes wird von ihm beschenkt.
Drum lasst uns freu'n und dankbar sein!
Er denkt auch unser, mein und dein.

(A.H. Hoffmann von Fallersleben, 1798-1874, deutscher Dichter)

Zu Weihnachten

So kommst du in mein altgewordnes Leben,
Kommst wieder, Weihnacht, selig Kinderfest,
Willst mir den ersten Traum noch einmal geben,
Hältst lächelnd noch das Kind im Manne fest!

Wenn’s Frühling wird, halt ich mein Weib im Arm
Und feire Auferstehungsfest hinieden.
An ihrem jungen Herzen treu und warm
Hat mir der Herr ein Frühlingsfest beschieden.

Jetzt geht er um mit stiller Geistesmacht,
Und horcht und klopft und lauscht nach seinen Lieben.
Er flüstert in der dunklen Winternacht:
Ihr alten Kinder, seid ihr wach geblieben?

Will sich der Lenz an meines Weibes Herzen
Dem alten Menschen fröhlich jung erneu’n:
Oh, lasst mich auch für herbe Winterschmerzen,
Lasst mich ein Kind mit meinen Kindern sein!

(Gustav Kühne, 1806-1888, deutscher Schirftsteller)

Weihnacht

Wie bewegt mich wundersam
Euer Hall, ihr Weihnachtsglocken,
Die ihr kündet mit Frohlocken,
Dass zur Welt die Gnade kam.

Überm Hause schien der Stern,
Und in Lilien stand die Krippe,
Wo der Engel reine Lippe
Hosianna sang dem Herrn.

Herz, und was geschah vordem,
Dir zum Heil erneut sich's heute:
Dies gedämpfte Festgeläute
Ruft auch dich nach Bethlehem.

Mit den Hirten darfst du ziehn,
Mit den Königen aus Osten
Und in ihrer Schar getrosten
Muts vor deinem Heiland knien.

Hast du Gold nicht und Rubin,
Weihrauch nicht und Myrrhenblüte:
Schütt' aus innerstem Gemüte
Deine Sehnsucht vor ihm hin!

Sieh, die Händchen zart und lind
Streckt er aus, zum Born der Gnaden,
Die da Kinder sind, zu laden,
Komm! Und sei auch du ein Kind!

(Emanuel Geibel, 1815-1884, deutscher Lyriker)

Weihnachten

Liebeläutend zieht durch Kerzenhelle,
Mild, wie Wälderduft, die Weihnachtszeit.
Und ein schlichtes Glück streut auf die Schwelle
Schöne Blumen der Vergangenheit.

Hand schmiegt sich an Hand im engen Kreise,
Und das alte Lied von Gott und Christ
Bebt durch Seelen und verkündet leise,
Dass die kleinste Welt die grösste ist.

(Joachim Ringelnatz, 1883-1934, deutscher Schriftsteller)

Die Nacht vor dem Heiligen Abend

Die Nacht vor dem Heiligen Abend,
Da liegen die Kinder im Traum;
Sie träumen von schönen Sachen
Und von dem Weihnachtsbaum.

Und während sie schlafen und träumen,
Wird es am Himmel klar,
Und durch den Himmel fliegen,
Drei Engel wunderbar.

Sie tragen ein holdes Kindlein,
Das ist der Heilge Christ;
Er ist so fromm und freundlich,
Wie keins auf Erden ist.

Und wie es druch den Himmel
Still über die Häuser fliegt,
Schaut es in jedes Bettchen,
Wo nur ein Kindlein liegt.

Und freut sich über alle,
Die fromm und freundlich sind;
Denn solche liebt von Herzen,
Das liebe Himmelskind.

Wird sie auch reich bedenken
Mit Lust aufs allerbest,
Und wird es schön beschenken
Zum lieben Weihnachtsfest.

Heut schlafen schon die Kinder
Und sehn es nur im Traum,
Doch morgen tanzen und springen
Sie um den Weihnachtsbaum.

(Robert Reinick, 1805-1934, deutscher Maler und Dichter)

Christbaumfeier

Piano, Geige: Hupf mein Mädel (forte),
Im Christbaum zucken gelblich ein paar Lichter,
Und an die Rampe tritt Kommis und Dichter
Und stottert stockend tannendufte Worte.
Man trampelt: "Bravo, Bravo" mit den Füssen
Und prostet mit den Krügen nach dem Helden,
Indem sich schon zwei weisse Fräuleins melden,
Mit "Stille Nacht" die Menge zu begrüssen.
Man säuft, man schreit, man giert und man verlost
Die Lebenslust - Rosa, unwiderstehlich,
Bringt lächelnd ihrem Buben bei (allmählich),
Dass er mich Papa ruft. - Na danke. Prost.

(Klabund /Alfred Henschke 1890-1928, deutscher Schriftsteller)

Weihnachten

Markt und Strassen stehn verlassen,
Still erleuchtet jedes Haus,
Sinnend geh ich durch die Gassen,
Alles sieht so festlich aus.

An den Fenstern haben Frauen
Buntes Spielzeug fromm geschmückt,
Tausend Kindlein stehn und schauen,
Sind so wunderstill beglückt.

Und ich wandre aus den Mauern
Bis hinaus ins freie Feld,
Hehres Glänzen, heilges Schauern!
Wie so weit und still die Welt!

Sterne hoch die Kreise schlingen,
Aus des Schnees Einsamkeit
Steigt's wie wunderbares Singen -
O du gnadenreiche Zeit!

(Joseph von Eichendorff, 1788-1857, Lyriker und Schriftsteller)

Es treibt der Wind im Winterwalde

Es treibt der Wind im Winterwalde
Die Flockenherde wie ein Hirt,
Und manche Tanne ahnt, wie balde
Sie fromm und lichterheilig wird.
Sie lauscht hinaus. Den weissen Wegen
Streckt sie die Zweige hin bereit
Und wehrt dem Wind und wächst entgegen
Der einen Nacht der Herrlichkeit.

(Rainer Maria Rilke, 1875-1926, deutscher Lyriker)



Zuspruch

Das Licht der Sonne
scheine auf Deinen Fenstersims.
Dein Herz sei voll Zuversicht,
dass nach jedem Gewitter
ein Regenbogen am Himmel steht.

Der Tag sei Dir freundlich,
die Nacht Dir wohlgesonnen.
Die starke Hand eines Freundes
möge Dich halten,
und Gott möge Dein Herz erfüllen
mit Freude und glücklichem Sinn.

(Altirischer Segenswunsch)

Trost

So komme, was da kommen mag!
Solang du lebest, ist es Tag.

Und geht es in die Welt hinaus,
Wo du mir bist, bin ich zu Haus.

Ich seh dein liebes Angesicht,
Ich sehe die Schatten der Zukunft nicht.

(Theodor Storm, 1817-1888, deutscher Schriftsteller)

Zur Nacht

Vorbei der Tag! Nun lass mich unverstellt
Geniessen dieser Stunde vollen Frieden!
Nun sind wir unser; von der frechen Welt
Hat endlich uns die heilige Nacht geschieden.

Lass einmal noch, eh sich dein Auge schliesst,
Der Liebe Strahl sich rückhaltlos entzünden;
Noch einmal, eh im Traum sie sich vergisst,
Mich deiner Stimme lieben Laut empfinden!

Was gibt es mehr! Der stille Knabe winkt
Zu seinem Strande lockender und lieber;
Und wie die Brust dir atmend schwellt und sinkt,
Trägt uns des Schlummers Welle sanft hinüber.

(Theodor Storm, 1817-1888, deutscher Schriftsteller)

Der Lump

Und bin ich auch ein rechter Lump,
So bin ich dessen unverlegen;
Ein frech Gemüt, ein fromm Gesicht,
Herzbruder, sind ein wahrer Segen!
Links nehm von Christi Mantel ich
Ein Zipfelchen, dass es mir diene,
Und rechts - du glaubst nicht, wie das deckt -,
Rechts von des Königs Hermeline.

(Theodor Storm, 1817-1888, deutscher Schriftsteller)

Es ist ein Flüstern in der Welt

Es ist ein Flüstern in der Nacht,
Es hat mich ganz um den Schlaf gebracht;
Ich fühl's, es will sich was verkünden
Und kann den Weg nicht zu mir finden.
Sind's Liebesworte, vertrauet dem Wind,
Die unterwegs verwehet sind?
Oder ist's Unheil aus künftigen Tagen,
Das emsig drängt sich anzusagen?

(Theodor Storm, 1817-1888, deutscher Schriftsteller)

Liebesgedichte Weihnachtsgedichte

Wandr' ich in der stillen Nacht

Wandr' ich in der stillen Nacht alleine,
Durch den Nebel blitzt der Steinweg fern -
Redet Stern zum Stern im hellen Scheine,
Und die Wildniss lauscht dem Wort des Herrn.

Golden schimmernd, hinterm Felsenhange,
Dehnt des Himmels Blau sich endlos weit -
Was ist mir die Brust so schwer, so bange?
Hoff' ich Etwas - thut mir Etwas leid?

Nein! mich lockt nicht mehr der Hoffnung Schimmer,
Und Vergangenes thut mir nicht leid -
Doch ich möchte schlafen gehn auf immer,
Freiheit such' ich und Vergessenheit!

Aber nicht den kalten Schlaf der Truhe,
Nicht die Freiheit, die uns todt begräbt;
Ruhe möcht' ich - doch lebend'ge Ruhe,
Drin noch athmend meine Brust sich hebt.

Unter immergrüner Eichen Fächeln
Möcht' ich ruhen all mein Leben lang -
Vor mir schöner Augen Liebeslächeln,
Und in Schlaf gelullt von Liebessang.

(Michael Lermontow, 1814-1841, russischer Dichter)

in der Übersetzung von Friedrich Bodenstedt 1819-1892.



S P R U C H
Die lebendige Liebe, die sich in allem merken, ja mit Händen greifen lasst, ist der Tau und Regen, der den Kinderherzen Wachstum und Gedeihen gibt.

(Caroline Perthes, 1774-1821)

An eine Blume

Du liebliches Erinn'rungszeichen,
O Blümelein, was willst du hier?
Du, Gunst noch werbend im Erbleichen!
Sag' an, wer sendet dich zu mir?

Gar weiten Weg bist du gekommen,
Vom stummen Siegel wohl verwahrt.
Hat dir wohl etwas offenbart
Die Hand, die dich vom Strauch genommen?

Bist du zum Welken nur entsprossen
Wie deiner Schwestern grosse Zahl?
Erblüht dein Kelch wohl noch einmal,
Und hält er Sinniges umschlossen?

Ich seh' in deiner Blüte Weiss
Die Unschuld glückversagend blinken,
Doch seh' ich scheu die Hoffnung winken
Aus deinem grünen Blätterkreis.

Bist du ein Sendling? Gieb dich freier!
Vertrau'! Ich weiss zu schweigen auch.
Ist deine Sprache dieser Hauch?
Ist dieses Grün vielleicht ein Schleier?

Wenn ich's erriet, so raun' mir's zu,
Du Botin, du geheimnisvolle!
Wenn nicht, - an meinem Herzen ruh'
Und wahre deine stumme Rolle!

Ich kenne wohl die kleine Hand,
An Launen reich und reich an Gnaden,
Die deinen bleichen Kelch umwand
Mit silberfeinem Seidenfaden.

O diese Hand! Wer fände schnell
Nur eine zweite, ihr vergleichbar?
Und gälte Venus als Modell,
Kaum einem Phidias wär's erreichbar.

Die Hand, geschickt zu tausend Dingen,
Ist schön und edel, weiss und weich.
Wer einst versteht, sie zu erringen,
Den macht sie glücklich, macht sie reich.

Doch sie ist klug und streng in Pflichten!
Mir sei genug, was ich erfuhr.
Sie soll uns nicht im Zorne richten:
Still, Blümchen! Lass mich träumen nur.

(Alfred de Musset, 1810-1857, französischer Schriftsteller)

Übersetzt von Sigmar Mehring 1856-1915.

Gebet

Vater im Himmel

Vater im Himmel! Du hältst alle guten Gaben in Deiner Hand. Dein Überfluss ist reicher, als dass menschlicher Verstand ihn fasse, Du bist willig zu geben, und Deine Güte ist grösser, als dass eines Menschen Herz sie verstehe; denn Du erfüllst jede Bitte und gibst, um was wir bitten, oder gibst noch Besseres, als was wir bitten. So gib Du denn jedem seinen zugewiesenen Teil, wie es Dir wohlgefällt; aber gib Du auch jedem die Überzeugung, dass alles von Dir kommt, damit nicht die Freude uns von Dir reisse in der Vergessenheit der Lust, damit nicht das Leid die Scheidewand setze zwischen Dich und uns; sondern dass wir in der Freude hinsuchen zu Dir und im Leide bei Dir bleiben, damit, wann unsere Tage gezählt sind, und der äussere Mensch verdorben ist, der Tod nicht kalt und furchtbar in seinem eigenen Namen komme, sondern mild und freundlich mit Gruss und Botschaft, mit Zeugnis von Dir, unserem Vater, der Du im Himmel bist! Amen!

(Sören Kierkegaard, 1813-1855, dänischer Philosoph)



Gedicht aus dem 18. Jh.
Liebsten Schäfer

Liebsten Schäfer, kommt herbey:
Nehmet mich in eure Reyhen!
Schlüsst mit Hertz und Hand und Mund
Mich in euren Freundschaffts-Bund!
Kommt nur eilends her gegangen!
Denn ich warte mit Verlangen:
Theilt mit mir die schöne Weyde
Und vergönnet mir die Freude,
Daß ich eure Freundin sey.

Wie ein muntres Schäfgen schertzt
Und um seinen Hirten springet,
Wenn es ihn einmahl erblickt,
Ach! so bin ich auch entzückt,
Wenn ich auf der grünen Aue
Meinen Schäfer bey mir schaue,
Wenn mich Thyrsis freundlich grüsset,
Wenn mich Damon lieblich küsset,
Und mein Mund euch wieder hertzt.

Lasset uns hier Hütten baun,
Und die Zeit also vertreiben,
Daß wir selten nur allein,
Aber offt beysammen seyn.
Wehlt die Gegend nach Gefallen!
Mir ist alles gleich; Bey allen
Aber dieses desto lieber,
Wenn wir künfftig gegen über
Jederzeit ein ander schaun.

(Johann Sigismund Scholze, (Sperontes),1705-1750, deutscher Musiksammler und Autor)

Abendstern

Schlaf nur ein geliebtes Leben,
Schlaf, ich will ja gern zufrieden seyn,
Deine lieben Augen geben
Dennoch deinem Diener hellen Schein.
Hast du dich verschlossen,
Will ich unverdrossen
Liebend doch vor deiner Thüre stehn;
Daß sie Liebe quäle,
Jauchzet meine Seele,
Darf ich liebend doch an deiner Thüre stehn.

Schlaf nur ein, dein Sternenschimmer
Läßt mich nie zu meinem Bette gehn,
Meine müden Augen sehn dich immer,
Bis sie vor den deinen untergehn,
Wie die Blätter fallen,
Also werd ich fallen,
Unter deinem Fusse rauschen hin,
Mild bist du den Armen,
Trage mir Erbarmen,
Unter deinem Fusse rausch ich hin.

Schlaf nur ein, und heiss mich wachend gehen,
Herz und Seele bleibet doch bei dir,
Will mir mit dem Tag die Sonne untergehen,
Ist ein Liebeshimmel doch in mir,
Denn da seh ich immer
Deiner Sterne Schimmer,
Wie sie flüchtig auf mein Herze gehn,
Säh ich dich doch morgen,
Liess ich alle Sorgen
Also flüchtig durch mein Herze gehn.

(Achim von Arnim, 1781-1831, deutscher Schriftsteller)

Weihnachten

Weihnachten, ach Weihnachten,
Du warst der Kinder Trost,
Die noch im Schlafe lachten,
Du Schlaf mir bald entflohst,
Die Stunden hell mir schlagen,
Wem sagen
Sie an den Tag so schnell,
Mein Wächter ist da drüben,
Er sagt mir an den Tag,
In Schmerzen vorzuüben,
Was hohe Lust vermag.
Zur Kirch bin ich gegangen,
Vergangen
War mit Verzweiflung schnell,
Es bleibt zurück
Ein sinnend  Glück,
Und in dem Traum ein tiefer Blick,
Wie in der Kinder Aug' entzückt,
Wie ich sie halb noch schlafend drück,
Süß springt der Augen Quell.
Des Traumes deutend Summen
Ich nun ermessen kann:
Soll alle Lust verstummen,
Erstirbt ein hoher Mann?
Die Thränenfluthen brausen
Mit Grausen,
Der Menschen Haus versinkt!
Der Alte steigt als Taube
Verjünget aus der Fluth
Mit einem grünen Laube
Im Schnäblein sorgsam gut,
Auf einem Buch sie sitzet,
Das blitzet,
Und schwimmt und nicht ertrinkt,
Mit Perlen ist
Beschlagen, wisst,
Das war's, was da der Alte liest,
Als er die arme Neugier grüsst;
Dies Buch such auf, du frommer Christ,
Das dir den Frieden bringt.

Die Schmerzensfluthen weichen,
Der Berg bleibt unverletzt,
Die neuen Menschen gleichen
Den Stämmen, die versetzt,
Es treibt sie edler Leben,
Sie geben
Nun edle Früchte nur.

Es wird aus Erdenschlünden
Das Buch der Vorzeit mein,
Und ihre schweren Sünden
Sind abgewaschen rein,
O wollt das Trauren stillen,
Will füllen
Mosaisch jede Spur,
Am Boden hell
Der Himmelsquell
Ist eingelegt, so Well auf Well,
Die Taube bleibet mein Gesell
Und trinkt des Buches ew'gen Quell,
Gott's Wort in der Natur.

(Achim von Arnim, 1781-1831, deutscher Schriftsteller)

Wie die Stunden rennen

Wie die Stunden rennen
Mir an ihrer Seit,
Auf der Zunge brennen
Lieb und Heimlichkeit;
Soll ich ihr bekennen,
Was im Herzen brennt?
Und wie soll ich nennen,
Was sie noch nicht kennt?

Herz sei doch zufrieden
Sie still anzusehn,
Würden wir geschieden
Müßtest du vergehn;
Schweige, noch hienieden
Ward es nicht so schön,
Daß in selgem Frieden
Zweie sich ansehn.

Wie die Stunden schleichen
Fern von ihr verbracht,
Gib ein einzig Zeichen
Sternenhelle Nacht,
Gib ein einzig Zeichen
Ob sie wiederliebt,
Frühling soll verstreichen
Und kein Zeichen gibt.

Und die Sterne lachen
Mich zum Hohne an,
Und der Mondennachen
Mir nicht helfen kann,
Ruhlos treibt der Nachen
Durch die Sterne hin,
Schiffer, du mußt wachen,
Schlafen wär Gewinn

Denn ich könnte träumen
Diese Welt so schön,
Säh zu selgen Räumen
In der Nacht Getön
Nachtigall auf Bäumen,
Dich versteh ich nun,
Willst das Feld nicht räumen,
Kannst darin nicht ruhn!

Ja die Welt wird öde,
Ja die Welt wird leer,
Morgengold so schnöde
Drückt mein Auge schwer,
Was beim Abendröten
Schien gewitternd her,
Noch beim Morgenröten
Macht die Luft so schwer.

Und ich saug mit Listen
Diese Schwüle ein
Mich ganz zu vergiften
In dem Feuerwein,
Will als Blitzstrahl rüsten
Mich mit Trotzes Schein,
Doch aus allen Lüften
Mehrt sich meine Pein

Meine Tränen rinnen,
Halte sie nicht mehr,
Wer kann es ersinnen,
Wo sie kommen her?
Kann ich mich besinnen,
Wo sie fließen hin,
Wenn mit leichten Sinnen
Ich bei ihr bald bin!

(Achim von Arnim, 1781-1831, deutscher Schriftsteller)

Dreikönigslied

Gott so wollen wir loben und ehrn,
Die heiligen drei König mit ihrem Stern,
Sie reiten daher in aller Eil
In dreisig Tagen vierhundert Meil,
Sie kamen in Herodis Haus,
Herodes sahe zum Fenster raus:
Ihr meine liebe Herrn, wo wollt ihr hin?
Nach Bethlehem steht unser Sinn.
Da ist geboren ohn' alles Leid
Ein Kindlein von einer reinen Maid.
Herodes sprach aus grossem Trotz:
Ey warum ist der hinder so schwarz?
O lieber Herr, er ist uns wohl bekannt,
Er ist ein König im Mohrenland,
Und wöllend ihr uns recht erkennen,
Wir dörffend uns gar wohl nennen.
Wir seynd die König vom finstern Stern,
Und brächten dem Kindlein ein Opfer gern,
Myrrhen, Weihrauch und rothes Gold,
Wir seynd dem Kindlein ins Herz nein hold.
Herodes sprach aus Uebermuth,
Bleibend bei mir, und nehmt für gut,
Ich will euch geben Heu und Streu,
Ich will euch halten Zehrung frey.
Die heiligen drei König thäten sich besinnen,
Fürwahr, wir wollen jezt von hinnen.
Herodes sprach aus trutzigem Sinn,
Wollt ihr nicht bleiben, so fahret hin.
Sie zogen über den Berg hinaus,
Sie funden den Stern ob dem Haus,
Sie traten in das Haus hinein,
Sie funden Jesum in dem Krippelein.
Sie gaben ihm ein reichen Sold,
Myrrhen, Weyhrauch und rothes Gold.
Joseph bei dem Kripplein sass,
Bis dass er schier erfroren was.
Joseph nahm ein Pfännelein,
Und macht dem Kind ein Müsselein.
Joseph, der zog seine Höselein aus,
Und macht dem Kindlein zwey Windelein ' raus.
Joseph, lieber Joseph mein,
Hilf mir wiegen mein Kindelein.
Es waren da zwey unvernünftige Thier,
Sie fielen nieder auf ihre Knie.
Das Oechselein und das Eselein,
Die kannten Gott den Herren rein.

(Achim von Arnim, 1781-1831, deutscher Schriftsteller)

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